Seit November 2019 haben wir auf unserem Scheunendach eine Solaranlage installiert. Um möglichst viel des selbsterzeugten Stroms nutzen zu können (Stichwort 100% Eigenverbrauch), haben wir auch einen Stromspeicher erworben. Weil wir ein Elektro-Auto im Haushalt haben, war eine Wallbox ebenso naheliegend.

Die wichtigsten Fragen beantworte ich im Interview-Stil:

Eine Photovoltaik-Anlage? Was kann die und woher ist die?

10 kWp war zu dieser Zeit die obere Grenze für einspeisewillige Privathaushalte. Deshalb haben wir die Südseite unseres 5 m mal 12 m großen Scheunendachs (Südausrichtung, 45°) mit 33 Heckert-Solarpanelen zu je 300 Wp „voll gemacht“. Das Dach wurde eigens dafür neu eingedeckt und vorbereitet. Das BYD-Hochvolt-Stromspeichersystem fasst 9 kW und die Mennekes-AMTRON-Basic-Wallbox kann bis zu 11 kW laden. Gesteuert wird alles durch einen Kostal-Wechselrichter (Plenticore).

Was kostet das denn?

Alles in allem ist für das Projekt ein guter Mittelklassewagen drauf gegangen. Die Investition wird demnach voraussichtlich erst in 15 Jahren refinanziert sein. Aber wie mein Schwiegervater treffend formulierte: „Was will ich mit dem Geld auf der Bank, wo es sowieso immer weniger wird. Da kann ich es mir auch aufs Dach packen.“ Eine differenzierte Kostenübersicht kann ich gern individuell mal bereitstellen.

Parallel hatten wir bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) eine Förderung für Stromspeicher und Ladesysteme beantragt, welche auch beschieden wurde. Wir haben dafür 3.600 € Förderung erhalten.

Allgemein kann man wohl rechnen: 1.000€ pro 1.000 Wp Solarpanele (inkl. Wechselrichter anteilig) und nochmal 1000€ pro kWh Stromspeicher. Zusatzkosten entstehen für Dach, ggf. besondere Installation, Wallbox usw – je Bedarf.

Und nun? Was spart man durch eine Solaranlage?

Erste Hochrechnungen haben ergeben, dass die Solaranlage unsere üblichen Jahresstromkosten von >2.000 € auf ca. 650 € verringern könnte. Dazu verdienen wir noch Geld durch die Einspeisung von Strom, den wir nicht selbst verbrauchen können. Pessimistisch gerechnet sollte damit die Anlage Ende 2034 die Anschaffungskosten wieder eingespielt haben (wobei dies von der Entwicklung der Verbräuche, Strompreise, Einspeisevergütungen abhängt und unbeachtet von Ausbau, Wartung und sonstigen Änderungen berechnet wurde.)

Im ersten Jahr (November 2019 bis Januar 2021 haben wir nicht eingespeist, sondern vollständig eigenverbraucht. Die Solaranlage hat dementsprechend „abgeriegelt“ wenn der entsprechende Verbrauch im Haus nicht gegeben war. Es entstanden in der Zeit keine Einkünfte aus der Einspeisung. Dank Speicher waren wir übers Jahr gesehen zu 85% autark unterwegs (ca. 55-60% aus der PV-Anlage, der Rest wird durch den Speicher gepuffert.) Allerdings muss man zur ganzen Wahrheit auch anmerken: Durch Pandemie und Elternzeit stand das Elektro-Auto häufiger in der Garage und wird nicht vollständig geladen. Dafür hat sich der Hausverbrauch erhöht (Homeoffice, mehr Anwesenheit, …)

Im zweiten Jahr mit der PV-Anlage auf dem Dach haben wir überschüssigen Strom eingespeist. Mit dem damit generierten Geld konnten wir ziemlich genau die Energiekosten auffangen, die wir durch Strombezug aus dem Netz in sonnenarmen Zeiten hatten. Bezug und Ertrag waren ausgeglichen und damit bewiesen, dass die Solaranlage passgenau auf unseren Bedarf dimensioniert ist.

Wer hat die Anlage installiert?

Michael Schumann von Sonnenweg Solar.

Welcher Aufwand entsteht im Alltag?

Wir versuchen unseren Stromverbrauch aktuell mehr nach der Sonne auszurichten und nicht (nur) wie bisher an den unterschiedlichen Tag- und Nachtstromtarifen. Das bringt mit sich, dass man die Hauptverbraucher kennt oder kennen lernt und diese (soweit möglich) „nach dem Sonnenstand ausrichtet“, also anschalten, wenn die Sonne scheint. Besonders in den sonnenscheinarmen Jahreszeiten ist das durchaus eine Herausforderung.

Das Monitoring der Solaranlage erfolgt über ein Onlineportal. Dort kriegt man alle Daten grafisch oder numerisch angezeigt (Verbrauch/Produktion je Anlagenteil, Autarkie-/Einspeisegrad…). Hierbei werden wir durch den Installateur unterstützt, der bei Fehlern eingreift.

Warum sollte man sich eine Photovoltaik-Anlage auf das Dach setzen? Wann lohnt es sich?

Es lohnt sich fast immer.

Beste Voraussetzungen hat ein Dach mit Südausrichtung im 45-Grad-Winkel ohne Beschattung bei möglichst hohem Eigenverbrauch und verlässlicher Nutzung über die nächsten 15-20 Jahre. Ein Stromspeicher vergrößert die Chance den produzierten Strom auch selbst nutzen zu können.

Inzwischen sind Dächer mit Ost-West-Ausrichtung oder Flachdächer (unter gewissen Umständen) ebenfalls lukrativ für Photovoltaik (PV). So haben sich meine Eltern nach reiflicher Überlegung in Dippoldiswalde eine etwas kleinere Anlage mit Speicher auf ihr Satteldach mit Ost-West-Ausrichtung bauen lassen und sind mit der Ausbeute sehr zufrieden.

Für mich waren die Hauptgründe, dass ich mich für eine Solaranlage entschieden habe:

  • das gute Gewissen
  • etwas neues ausprobieren
  • die hohe Eigenverbrauchsquote
  • möglichst autark leben (weitestgehend unabhängig von Energieanbietern)
  • Unterstützung durch die Familie
  • Annehmbare Preise bei der Beschaffung & Installation