Ich habe noch nie ein eigenes Auto besessen und doch fahre ich mindestens einmal pro Woche mit dem Auto. Wie das geht und wie ihr vielleicht auch auf ein eigenes Auto verzichten könnt, möchte ich hier vorstellen.

Mitfahrgelegenheiten in Ballungsräumen

Immernoch vorn: Mitfahrgelegenheit.de

Das Netz der Mitfahrgelegenheiten zwischen großen Städten ist optimal ausgebaut. Fahrer stellen ihre Fahrten beispielsweise im Städtedreieck Dresden-Leipzig-Chemnitz unter mitfahrgelegenheit.de ein – und potentielle Mitfahrer reißen Ihnen die Sitzplätze zu den Stoßzeiten regelrecht aus den Händen. Das Angebot ist riesig – unter der Woche werden Fahrten bis zum Viertelstundentakt angeboten.
5€ pro 100 km hat sich als Standardpreis inzwischen eingebürgert – ein vergleichbares Bahnticket kostet 10-20€ auf diesen Strecken. Die Buchung erfolgt zunächst telefonisch, per SMS, Mail oder Nachricht über die Webseite. Für regelmäßige Fahrer bietet sich das Buchungssystem an, welches per SMS-Benachrichtigung die jeweiligen Buchungsbestätigungen übernimmt.
Für die Fahrtanbieter ist ein volles Auto eine tolle Entlastung. Auf einer Strecke von Dresden nach Leipzig mit 3 Mitfahrern (à 5€) sind die Fahrtkosten nahezu gedeckt. Kein Wunder, dass inzwischen mit Mitfahrgelegenheiten regelrecht Geld verdient wird.
Beispiel: ein VW-Bus, der 5x am Tag zwischen Leipzig und Dresden vollbesetzt (8x 5€) pendelt, bringt ein tägliches Gehalt von 400€ netto abzüglich Kraftstoff, Abnutzung usw.

Kosten: üblicherweise 5€/100km
Vorteil: guter Preis, meist verlässliche Fahrer
Nachteil: nur in großen Städten (zugelassene Städte), Treffpunkte meist nur autobahnnah oder an Bahnhöfen, das Abweichen von Routen ist nur durch Kulanz der Fahrer machbar
Video: YouTube
Weitere Anbieter: BlaBlaCar, mitfahrzentrale.de, fahrgemeinschaft.de

Ausbaufähig: das kurzfristige Reagieren auf Anfragen (Aufspringen, Abspringen, Umwege) ist bei der Mitfahrgelegenheit nahezu unmöglich. Das vergibt eine Menge Potenzial – aber deshalb gibt es ja den nächsten Dienstleister:

Mobilität für Pendler: flinc.de

Seit kurzem teste ich flinc.de als Mitfahrgelegenheitsalternative. Der Unterschied ist dort: Jeder Fahrer gibt seine (regelmäßige) Fahrtroute (Start & Ziel) auf flinc.de (oder in der jeweiligen App) ein und wartet dann auf Mitfahrer. Ein Mitfahrer stellt ein Gesuch für seinen Start- und Zielort mit zeitlicher Flexibilität ein. Das System stimmt aus den jeweiligen Routen und der zeitlichen Flexibilität mögliche Mitfahrer ab und schlägt diese gegenseitig vor. Es werden also Umweg und Zeit einberechnet. Fahrer und Mitfahrer entscheiden dann gemeinsam, ob dieser Umweg praktikabel ist – und verabreden sich zum gemeinsamen Fahren.
Leider hat bisher noch keine gemeinsame Fahrt stattgefunden, aber das wird sicher auch noch.

Kosten: Abhängig von Umweg und Strecke
Vorteil: Pendler finden „Mit-Pendler“
Nachteil: noch übersichtliche Nutzerzahl und damit geringe Trefferwahrscheinlichkeit

Was aber, wenn ich doch selbständig bleiben möchte und vom Mitfahrer zum Fahrer werden will? Dafür habe ich zwei Lösungen:

Öffentliches Carsharing mit teilauto.net

Stationsgebundenes Carsharing – mit teilAuto

teilauto.net ist ein Unternehmen aus Halle, welches in größeren Städten Autos zur Kurzzeitvermietung bereitstellt. Die Ausleihstellen sind gut ausgebaut. Allein in der Dresdner Neustadt habe ich Zugriff auf 7 Stationen und damit auf mehr als 20 Fahrzeuge von Smart über Mini, Renault Megane Grandtour bis hin zu Kleinbus und Transporter. teilauto.net hängt mit DB-Carsharing und damit mit Flinkster zusammen. Das bedeutet, dass man nicht nur im teilauto-Gebiet Mitteldeutschland, sondern deutschlandweit Autos ausleihen kann.

Kosten: sind dabei vor allem kurzstreckentauglich. Ich zahle in meinem Tarif 9€ pro Monat, für die Fahrzeuge 1,90€-3,20€ pro Stunde und 0,23€-0,35€ pro Kilometer. Weitere Kosten z.B. für Auftanken entstehen nicht. Für einen Ausflug gen Heimat (20km oneway) in einem Smart für 5 Stunden bedeutet das: 40km x 0,23€/km + 5h x 1,90€/h = 18,70€.
Vorteil: hohe Flexibilität, großer Fuhrpark, spontan buchbar, Zugang lediglich per Checkkarte (Schlüssel im Auto hinterlegt)
Nachteil: für Langstrecken gleichwertig mit einem üblichen Mietwagen – also relativ teuer, nur an festen Stationen abzugeben – Abholort = Zielort
Video: YouTube
Weitere Anbieter: flinkster – darunter ist teilAuto.net angesiedelt, DriveNow.de, CAR2GO

privates Carsharing – tamyca – Take my car

Vom Nachbar das Auto geliehen – z.B. mit tamyca

Ein eigenes Auto haben, das aber nicht ausgelastet ist? tamyca erlaubt Autobesitzern ihren Wagen zum Teilen anzubieten. Man gibt also auf tamyca.de sein Auto zur Vermietung auf und legt einen Standardpreis und einen Preis für zusätzliche Kilometer fest. Die Mietenden fragen für einen Zeitraum und für eine geplante Distanz beim Autobesitzer dessen Auto an. Wird das Auto für den Zeitpunkt freigegeben, kommt es zum „Schlüsselerlebnis“ kurz vor Fahrtantritt, bei dem Besitzer und Mieter die Schlüsselübergabe vollziehen, ein Übergabe-Protokoll anfertigen und damit die Versicherung schließen – für den Fall, dass etwas passiert. Danach wird losgefahren – eine Kilometerpauschale (meist 100km) wird vorab vereinbart. Nach Ende der Fahrt wird der Schlüssel wieder zurückgegeben – die Abrechnung erfolgt wieder über das Portal.

Kosten: Billiger als ein Mietwagen. Für einen halben Tag zwischen 20€ und 110€ je nach Wagentyp und Zusatzkilometer.
Vorteil: Autobesitzer sparen Unterhaltungskosten, generell überall verfügbar, wo Autos parken
Nachteil: Besitzer muss immer zur Schlüsselübergabe verfügbar sein, übersichtliche Nutzerzahl
Weitere Anbieter: Autonetzer.de, nachbarschaftsauto.de

Und dann wäre da noch: Nextbike

Und wem die ganze Autofahrerei zu viel ist, der kann sich mit Nextbike jederzeit ein Fahrrad mieten.
Kosten: 1€ pro Stunde
Vorteil: sehr kostengünstig, in großen Städten deutschlandweit
Nachteil: nicht im Winter verfügbar, abmelden kann vergessen werden.
Video: YouTube

Warum ich das alles aufführe? Weil mich diese Dienste flexibel werden lassen und mir Mobilität in ganz Dresden, Sachsen und darüber hinaus ermöglichen.
Ich bin der Meinung: wenn mehr Menschen solche Dienste nutzen, werden die Straßen leerer, die Fahrtwege ökonomischer und natürlich das Angebot höher.
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