Es ist ein Lebenslauf, der heute wohl nicht mehr so häufig vorkommt: Von der Ausbildung bis zur Rente in einem Betrieb – und das auch noch im Heimatort. Mein Schwiegervater Johannes Wächtler hat genau das erreicht und in dieser Zeit wohl viele Landmaschinen, Autos und andere Kraftfahrzeuge von Reifenventil bis Auspuff und von Außenspiegel bis Lenkrad repariert, generalüberholt oder ausgebessert. Nebenbei hat er sich die unersetzliche Gabe angeeignet, sich durchzubeißen, zu tüfteln und Lösungen zu finden. So schwang schon eine Weile der Gedanke in ihm, einen Trabant 601S zu einem Elektro-Auto umzubauen. Da kam ihm der Kontakt zu einem anderen Tüftler ganz recht: Matthias Bähr mit seiner Citysa Mobility GmbH aus Dresden Weixdorf vertreibt Bausätze für Elektro-Autos, rüstet selbst um und berät beim Umbau.
Videos:
- „Unterwegs mit dem ersten E-Trabi des Erzgebirges“ vom 14.07.2022 aus MDR um Zwei ∙ MDR-Fernsehen, in der Mediathek ansehen
- Umschau extra: Elektromobilität – Chancen und Risiken vom 04.01.2022 aus Umschau ∙ MDR-Fernsehen, in der Mediathek ansehen
So war der Plan schnell aufgestellt: Vor-Ort-Besuch, Fachsimpeln, drüber schlafen, Zusagen, Teile bestellen und dann konnte es losgehen. Was so einfach klingt, war aber keineswegs so: Unzählige Stunden sind in die Überlegungen und Bauarbeiten geflossen. Weit über ein Jahr hat der Trabi keine Straße gesehen – und dann war es endlich soweit: Testfahrt, Abnahme, Dekra – und die Zulassung für den ersten E-Trabant auf erzgebirgischen Straßen.
Seitdem hat der Trabi mit dem E-Kennzeichen viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Kaum eine Fahrt findet ohne neugierige Blicke und Nachfragen statt.

Berichte/Presse
Erzgebirger des Jahres 2022
Ende 2022 dann die Überraschung: Johannes Wächtler ist als Erzgebirger des Jahres nominiert:
13 Frauen und Männer, die in den vergangenen zwölf Monaten für Schlagzeilen gesorgt haben, stehen zur Wahl. Die „Freie Presse“ sucht den Erzgebirger des Jahres. 13 Frauen und Männer sind nominiert. Sie haben 2022 mit besonderen Taten, cleveren Ideen, Mut oder Engagement Schlagzeilen gemacht. Die Nominierten sind in neue Dimensionen vorgestoßen oder haben sich selbst überwunden.
Lauterbacher pfeift auf teuren Sprit
Quelle: Freie Presse vom 27.12.2022
Johannes Wächtler hat ersten E-Trabi im Erzgebirgskreis aufgebaut
Johannes Wächtler hat alles richtig gemacht. Er hauchte seinem mehr als 50 Jahre alten Trabi 601 S nicht nur ein neues Leben ein, er hat ihn gleichzeitig elektrifiziert. Der Lauterbacher ist damit laut Landratsamt der erste und bislang einzige E-Trabi-Fahrer im gesamten Erzgebirgskreis. Auf die teuren Spritkosten kann er pfeifen. Die interessieren ihn nicht mehr. Wobei er daran während der Umrüstung überhaupt keinen Gedanken verschwendet hat, wie er sagt.
Rund zwei Jahre hat Johannes Wächtler mit dem Umbau zugebracht. Über die nötige Erfahrung damit verfügt der ehemalige Landmaschinenschlosser, der inzwischen die Rente genießt, zur Genüge. Während seines Berufslebens hat er in der Fala GmbH Lauterbach zahlreiche Trabis geklempnert.
Gekostet hat ihm sein Hobby auf vier Rädern rund 16.000 Euro. Einen weiteren Tausender hat er für zusätzliche Kleinteile ausgegeben, erzählt er. Dafür ist sein Trabi dank des Elektromotors nunmehr ein kleines Kraftwerk. „Sobald ich auf das Gaspedal trete, schießt er los“, erzählt der Lauterbacher.
Mit einer Akkuladung kommt er rund 100 Kilometer weit. Bei tiefen Temperaturen seien es natürlich ein paar weniger. „Doch mir reicht das“, sagt er.
Zum Artikel: Sehmataler Busunternehmer zum Erzgebirger des Jahres gewählt
Nach einer Korrektur des Ergebnisses hat sich Johannes Wächtler sogar auf Platz 2 verbessert.
Zum Artikel: Panne bei Wahl zum Erzgebirger des Jahres 2022: Er ist wirklich Sieger